Die Zeit schreitet mit Siebenmeilenstiefeln dem Ende des Jahres entgegen, und auch wenn sie bis dahin noch einige Wochen vor sich hat, so lässt sich für mich bereits ein erstes Resümee ziehen. Denn dieses Jahr hatte etwas, was es von anderen Jahren in meinem Leben unterscheidet. Dieses Jahr stand irgendwie unter einem Motto. Es war und ist mein asiatisches Jahr.
So richtig bewusst geworden ist mir das erst kürzlich. Wie in jedem Jahr war ich gespannt auf die Neuheiten, die die Tabak- und Pfeifenhersteller auf der Fachmesse Inter-tabac in Dortmund präsentieren würden. Und wie jedes Jahr kam wieder etwas dazwischen, und ich konnte die Messe nicht besuchen. Also habe ich im Internet recherchiert. Insbesondere fieberte ich dem neuen Jahrestabak der Firma Planta aus Berlin entgegen. Sei es der African Dream aus 2012 oder der Californian Dream von 2013 – in den vergangenen Jahren hatten die Berliner immer etwas wirklich Außergewöhnliches als Jahrestabak zu bieten.

Die Skyline von Singapur. Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Singapore Economic Development Board.
Auch diesmal folgen Tabak und Dose einem bestimmten Leitmotiv. So weit nichts Neues. Nur dass es in diesem Jahr nicht nur das Leitmotiv eines Tabaks ist, sondern ebenso gut irgendwie das meines ganz persönlichen Jahres 2013. Was ist das also für ein Leitmotiv, fragt Ihr Euch? Nun ja, es handelt sich um die Asian Inspiration.
Im Klappentext des Anno MMXIV – so nennt sich der Asian Inspiration ganz offiziell als Jahrestabak – heißt es, dass die Mischung aus dem „Blattgut der weltbesten Anbaugebiete … in einem speziellen Reifeprozess“ entstanden ist. Wenn ich mir den Tabak anschaue, dann glaube ich viel gelben Virginia und Burley sowie Black Cavendish-Anteile zu erkennen. Das Aroma ist eine Mischung aus dem Flavor „saftig-reifer Mangos und aromatischer Litschis“.
Bei diesem Jahrestabak handelt es sich wirklich um einen Gaumenschmeichler – ich wollte dieses Wort immer schon gebrauchen, und hier passt es endlich mal. Vor allem der nicht wirklich süße, nicht wirklich herbe Mangogeschmack schimmert nach den ersten paar Zügen an der Pfeife durch und nimmt einen sanft mit auf eine Reise zwischen den Extremen.

Singapur bei Nacht. Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Singapore Economic Development Board.
Nun ist es oft so, dass gute Aromaten für mich weder zu süß noch zu herb sein dürfen. Eine gelungene Mischung bewegt sich dann gewissermaßen in der goldenen Mitte. Dieser Tabak indes fügt der Mitte eine dritte Dimension hinzu, die ich vorher nicht kannte. Es ist die Vermittlung zwischen Süße und Herbe, die gleichsam nach oben in eine ganz unbekannte, fremde aber faszinierende Dimension abhebt.
Nicht erst bei dieser Geschmackserfahrung musste ich an meine ganz persönliche Asian Inspiration denken. Bereits das Leitmotiv des Tabaks hatte mich an einen Kunden erinnert, den ich seit Mai dieses Jahres betreuen darf.
Wie Ihr vielleicht wisst, arbeite ich als Kommunikationsberater in einer weltweit führenden Agentur. Hier betreue ich seit Mai das Singapore Economic Development Board – die Wirtschaftsförderung für den Standort Singapur. Und je besser ich dieses Land, seine Kultur und seine Menschen kennen lerne, desto faszinierender finde ich es.
Hier einige Fakten, mit denen ich so nicht gerechnet hätte: So ist beispielsweise der riesige Flughafen von Singapur, Changi Airport, dieses Jahr zum 27. Mal hintereinander zum besten Flughafen Asiens ausgezeichnet worden, in Singapur spricht man Englisch, und es gibt nicht wenige Stimmen, die sagen, dass Singapurs Orchard Road als Shopping Meile noch vor dem Los Angeles Rodeo Drive rangiert. Interessant, oder? Was mich indes am meisten beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass Singapur, das aus einer Hauptinsel und mehreren kleinen Inseln besteht, bereits Mitte der 60er Jahre damit begonnen hat, für künftige Generationen zusätzliches Land zu gewinnen. Singapur hat seine Landfläche um ungefähr 25 Prozent von rund 580 Quadratkilometer auf 710 Quadratkilometer vergrößern können und plant dem Meer weiteres Land für die wachsende Bevölkerung abzutrotzen. Dieses langfristige Denken über Legislaturperioden und Karrierestufen hinweg würde ich mir von unseren politischen und wirtschaftlichen Führern manchmal auch gerne wünschen.
Obwohl ich jetzt bereits ungefähr ein halbes Jahr für Singapur arbeite, gibt es noch viel, das ich über dieses Land und seine Kultur lernen möchte. Es ist seltsam, aber bei meiner Arbeit mit Singapurern erfahre ich oft, wie nah sich unsere Kulturen manchmal sind. Besonders dann, wenn man merkt, dass man über dieselben Dinge lachen kann. Es ist nichts von dieser Fremde zu spüren, die manchmal wie eine unsichtbare Wand zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen steht. Zugleich ist aber ebenso offenkundig, dass es kulturelle Unterschiede gibt. Aber sie trennen nicht, sie geben eher das eine oder andere spannende Rätsel auf.
Es ist ein wenig so wie mit dem Asian Inspiration von Planta: Irgendwie befinde ich mich gerade auf Entdeckungsreise zwischen zwei Extremen – Vertrautheit und Fremdheit. Diese Reise scheint mir eine neue kulturelle Dimension zu erschließen, mit deren Existenz ich so nicht gerechnet habe. Ich bin gespannt, was dort noch alles auf mich wartet.